Die Freiwahl tritt aus dem Schatten der Sichtwahl

3. Mai 2024

Nimmt man die von INSIGHT Health veröffentlichten Umsätze von Vor-Ort-Apotheken, so entfallen auf apothekenpflichtige Arzneimittel rund 5,9 Mrd. Euro und auf Nichtarzneimittel sowie nicht apothekenpflichtige Arzneimittel fast 4,5 Mrd. Euro (Basis: rAVP, ohne Mehrwertsteuer), also rund 43 Prozent am gesamten verschreibungsfreien Sortiment. Geht man von ca. 17.500 öffentlichen Apotheken in Deutschland aus und lässt die Unterschiede bei den Größen und Angeboten außer Acht, so erwirtschaftet jede Apotheke vor Ort über 250.000 Euro mit dem so genannten Randsortiment. 

Aufgrund der hohen Absatzzahlen und der Bekanntheit einzelner Marken ‒ z. B. im Kosmetiksortiment ‒ sind nicht apothekenpflichtige Produkte ferner ein zentraler Einflussfaktor für die Kundenbindung und die Frequenz. Hinzu kommen positive Assoziationen ‒ wie natürliche Schönheit, Wohlbefinden und Fitness ‒ die wir mit Health & Beauty Produkten sowie mit Sporternährung bzw. Supplements verbinden. 
Frank Weißenfeldt von INSIGHT Health gibt einen Überblick.

Der Löwenanteil des apothekenüblichen Ergänzungssortiments entfällt auf Nichtarzneimittel. Im Jahr 2023 erwirtschafteten die öffentlichen Apotheken vor Ort einen Umsatz von 4,2 Mrd. Euro mit Nichtarzneimitteln im Freiwahlsortiment. Lediglich rund 300 Mio. Euro Umsatz lag bei den nicht apothekenpflichtigen Arzneimitteln, die im Gegensatz zu apothekenpflichtigen Produkten, bekanntlich auch in der Freiwahl platziert werden dürfen. Im Gegensatz zu den nicht apothekenpflichtigen Arzneimitteln insgesamt ist das Sortiment der Nichtarzneimittel ein Wachstumsbereich. Welche Umsatzpotentiale die Freiwahl in der Apotheke bietet, zeigt z. B. ein Blick auf die drei umsatzstärksten Warengruppen im Bereich der Nichtarzneimittel. 

Freiwahl Entwicklung

Entwicklung der Freiwahl: Von 2022 auf 2023 wuchs die umsatzstärkste Kategorie „Gesichtspflege“ um + 4 Prozentpunkte. Trinknahrung und andere Supplemente lagen 2023 im Vergleich zum Vorjahr bei einem Anstieg in Euro von +15 Prozentpunkten. Die Warengruppe „Präparate für trockene Augen“ verzeichnete im letzten Jahr ein Umsatzwachstum von +7 Prozentpunkten. Andere relevante Warengruppen im Freiwahlsortiment sind z. B. weitere Produkte aus dem Bereich Hygiene, Kosmetik, Körperpflege und Sonnenschutz sowie Diagnostika (z. B. Blutzuckerteststreifen), Diätmittel, Hilfsmittel, Nahrungsergänzungsprodukte, Vitamine und Mineralstoffe, soweit sie nicht bereits als Trinknahrung und andere Supplemente klassifiziert sind.

Große Sortimentsauswahl und ansprechend gestaltete Verkaufsräume

Die SEMPORA Apothekenmarktstudie 2023 ‒ befragt wurden 1.009 Konsumentinnen und Konsumenten ‒ zeigt, dass eine große Sortimentsauswahl und ansprechend gestaltete Verkaufsräume zu den Top zehn Einflussfaktoren für die Apothekenwahl zählen. Damit rangieren diese beiden, mit der Freiwahl unmittelbar verbundenen, kritischen Erfolgsfaktoren, noch vor den viel diskutierten Serviceleistungen wie Online-Bestellung und Botendienst, Bonusprogramme und Kundenkarte, Couponing sowie Online-Beratung bzw. Telemedizin.

Die Freiwahl bietet also nicht zu unterschätzende Möglichkeiten. Im Gegensatz zur Sichtwahl ist die Freiwahl allerdings ein Bereich der von allen Akteuren ‒ Herstellern, Großhandel, Apothekenkooperationen und zu guter Letzt vom Apothekenteam selbst ‒ oft weniger stringent gestaltet wird. Während die Sichtwahl immer wieder durch Planogramme von Apothekenkooperationen unterstützt wird, macht die Verschiedenartigkeit der öffentlichen Apotheken in Deutschland eine Standardisierung der Gestaltung recht schwierig.

Den vollständigen Artikel von unserem Experten Frank Weißenfeldt sowie Tipps für die Praxis können Sie unter dem nachstehenden Link lesen: Kundenmagazin NEUE WEGE | Alliance Healthcare (alliance-healthcare-gehe.de)