Markteinblick: Lagerbestände in Vor-Ort-Apotheken

25. August 2025
Ein Apotheker prüft die Lagerbestände mithilfe eines Tablets.
Pharmacy Cube CI

Die sichere Versorgung mit pharmazeutischen Produkten im Gesundheitswesen fußt auf einem funktionierenden und ständig optimierten Bestandsmanagement in der Apotheke.

Die gezielte Beobachtung der Lagerbestände ermöglicht es pharmazeutischen Herstellern, eine präzise Planung und Steuerung der Produktion zu implementieren und somit Überbestände sowie Engpässe oder sogar Out-of-Stock-Situationen zu vermeiden. Davon profitieren Kunden und Patienten genauso wie Apotheken und Pharmahersteller, denn entsprechende Analysen der Lagerbestände sorgen für eine bedarfsgerechte Verfügbarkeit und durchdachte Angebote in der Apotheke vor Ort.

Lesen Sie weiter in diesem umfassenden Artikel, welche Insights die Lagerbestände im deutschen Apothekenmarkt zeigen. (Stand MAT 05.2025)

Warenbewegungen am Apothekenmarkt nachvollziehen

Das repräsentative Apothekenpanel von Insight Health, bestehend aus rund 7.000 kontinuierlich berichtenden Apotheken, bietet Ihnen einen Einblick in die Warenbewegungen (Lagerkennziffern und Abverkäufe) der öffentlichen Apotheken. Anhand dieser Daten erstellen wir für Sie qualitätsgeprüfte Hochrechnungen zum gesamten Apothekensortiment bis auf PZN-Ebene.

Informieren Sie sich über unsere datenbasierten Lösungen zu Lagerbeständen in der Apotheke und lassen Sie sich von unseren Experten beraten.

Hinweis: Die statistischen Beobachtungen der Daten mit Stand MAT 05.2023 bis MAT 05.2025 spiegeln eine zuverlässige Hochrechnung des Insight Health Apothekenpanels für den deutschen Apothekenmarkt wider. Die regionale Verfügbarkeit sowie individuelle Warenbewegungen von Schwerpunktapotheken oder Großhandel sind in diesem Artikel jedoch nicht berücksichtigt.

 

Lagerbestandswert: OTC und Rx liegen gleichauf

In den Lagern der Apotheken ist der finanzielle Wert zwischen rezeptpflichtigen Arzneimitteln (Rx) und rezeptfreien Präparaten (OTC) relativ ausgeglichen. Per Mai 2025 machen Rx-Arzneimittel rund 48 % der Lagerwerte in deutschen Apotheken aus. Die OTC-Präparate kommen im selben Zeitraum (MAT 05.2025) entsprechend auf rund 52 %. 

Im Vergleich zu den Vorjahren ergibt sich anhand der Marktdaten ein ähnliches Bild. Der rollierende Jahreswert zeigt per Mai 2023 und 2024 für den jeweiligen Warenbestandswert ebenfalls eine etwa hälftige Verteilung zwischen rezeptpflichtigen und rezeptfreien Produkten in den Apothekenlagern.

Das Tortendiagramm zeigt die Lagerwerte in Vor-Ort-Apotheken basierend auf Daten von Insight Health.

Quelle: Insight Health (2025). APO Monitor, Stand MAT 05.2025

Lagerbestandsmengen: OTC-Produkte mit festem Platz im Sortiment

Obwohl die finanziellen Warenwerte auf einem ähnlichen Niveau liegen, zeigt sich aufgrund der Preisdifferenz zwischen Rx- und OTC-Präparaten ein deutlicher Unterschied bei den Lagereinheiten. Im Durchschnitt ist die Anzahl rezeptfreier Produkte in den Lagern der Offizin viermal höher als bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln.

Die Balance zwischen Verfügbarkeit und Kapitalbindung stellt eine zentrale Herausforderung für Apotheken dar.

  • Apotheken sollten nicht zu viel Kapital im Warenlager binden, um wettbewerbsfähig zu sein und optimal zu wirtschaften.
  • Die schnelle Verfügbarkeit der gewünschten Arzneimittel ist jedoch entscheidend für die Zufriedenheit der Kunden.

 

Erfolgreiche Apotheken sind bei ihrer Lagerhaltung bestmöglich auf wiederkehrende Kundenwünsche eingestellt und berücksichtigen bei ihrer Planung zum Beispiel neue Trends und wiederkehrende, jahreszeitliche Entwicklungen. Wie Experten empfehlen, sollten circa 80 Prozent der benötigten Medikamente verfügbar sein. 

Der APO-Monitor basierend auf Apothekenabverkaufsdaten von Insight Health zeigt, in welchen Produktkategorien die Lagerbestandsmengen der Apotheken am höchsten sind.

Das Balkendiagramm zeigt die Lagerbestandsmengen in deutschen Apotheken aufgrund der Marktdaten von Insight Health.

Quelle: Insight Health (2025). APO Monitor, Stand MAT 05.2025

Im Ranking der Lagerbestandsmengen in deutschen Apotheken liegen Arzneimittel für den Respirationstrakt auf dem ersten Platz. Demnach stehen eine große Menge und Bandbreite an OTC-Präparaten zur Verfügung.

Michael Rühl, Director Consumer HealthCare & Care Information bei Insight Health
Die bekanntermaßen hohe Nachfrage nach Medikamenten gegen Husten, Schnupfen und Halsschmerzen lässt sich in der Offizin optimal bedienen. Außerdem findet sich bundesweit in den Lagern der Vor-Ort-Apotheken auch eine hohe Zahl an Produkten für die Haut, die Verdauung und das Nervensystem.

Michael Rühl, Director Consumer HealthCare & Care Information bei Insight Health

Die Gruppen mit den höchsten Lagerbestandsmengen im Apothekenmarkt werden durch hohe Bestände an OTC-Präparaten bestimmt. Im Rx-Segment liegen die Schwerpunkte an anderer Stelle. Hier finden sich die stärksten Kategorien in absteigender Reihenfolge im cardiovaskulären Markt, bei Präparaten für das Nervensystem sowie bei den systemischen Antiinfektiva. Eine Gegenüberstellung zeigt die nachfolgende Tabelle:

 

 

Rx

OTC

1.Cardiovaskuläres SystemRespirationssystem
2.NervensystemDermatologika
3.Antiinfektiva (systemisch)Alimentäres System inkl. Stoffwechsel
     

 

Im Vergleich zu den Vorjahren 2023 und 2024 ergibt sich anhand der Marktdaten per Mai ein identisches Bild. Die oben genannten Produktkategorien nehmen demnach in der Lagerhaltung deutscher Apotheken seit drei Jahren einen festen Platz ein. Diese Kontinuität zeigt, welcher Bedarf eingeplant werden kann, um eine optimale Verfügbarkeit zu gewährleisten.

Wie hoch die sogenannte Lagertiefe, also der Bestand bestimmter Waren, sein sollte, unterscheidet sich von Region zu Region. Wichtige Einflussfaktoren können die regionale Demografie, Epidemiologie sowie medizinische Infrastruktur sein. Wenn beispielsweise eine spezialisierte Einzelarztpraxis oder ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) mit bestimmten Facharztgruppen angesiedelt ist, kann die Abgabe rezeptpflichtiger Arzneimittel für entsprechende Diagnosen in dieser Region überdurchschnittlich ausfallen.

Vor-Ort-Apotheken optimal betreuen

Regionale Daten steigern die Planbarkeit im Apotheken-Vertrieb und ermöglichen eine optimale Verfügbarkeit von Arzneimitteln. Zudem können pharmazeutische Unternehmen ihre Zielgruppen genauer identifizieren und passende Informationen bereitstellen.

Informieren Sie sich daher über unsere Apotheken Insights und nehmen Sie mit den regionalen Struktur-Daten von Insight Health jetzt die Apotheke in den Fokus!

Lagerreichweite: Verfügbarkeit als entscheidender Faktor

Die Verfügbarkeit von Medikamenten ist für viele Kunden entscheidend bei der Auswahl einer niedergelassenen Apotheke. Um  diese Verfügbarkeit bestmöglich zu sichern, stehen pharmazeutische Hersteller vor zahlreichen Herausforderungen. Hier sind unter anderem die Verfügbarkeit von Rohstoffen, Lagerkosten, Haltbarkeit der Produkte sowie finanzielle Risiken durch Überproduktion oder eingeschränkte Abverkaufsfähigkeit zu nennen.

Neben den Lagerbestandsmengen liefert die Lagerreichweite für Apotheken und Hersteller weitere aufschlussreiche Erkenntnisse. Basierend auf dem Lagerbestand und dem Abverkauf des letzten Monats gibt die Lagerreichweite an, wie viele Monate die Apotheken noch Produkte vorrätig hätten, wenn keine weiteren Lieferungen erfolgen würden.

Die Warengruppen mit den jeweils höchsten Bestandsmengen für Rx- und OTC-Präparate zeigen große Unterschiede bei der Lagerreichweite.

Das Diagramm zeigt die Lagerreichweite in deutschen Vor-Ort-Apotheken basierend auf Daten von Insight Health.

Quelle: Insight Health (2025). APO Monitor, Stand MAT 05.2025

Während der Vorrat bestimmter Segmente im OTC-Bereich mit hohen Bestandsmengen über drei Monate anhalten kann, ist die Lagerreichweite im rezeptpflichtigen Rx-Bereich deutlich geringer. Hier liegt die durchschnittliche Lagerreichweite von Waren mit hohen Bestandsmengen überwiegend unter einem Monat.

Michael Rühl, Director Consumer HealthCare & Care Information bei Insight Health
Das hohe Volumen an OTC-Produkten in den Lagern der Apotheken führt zu einer verhältnismäßig hohen Lagerreichweite. Häufig profitieren Apotheken bei rezeptfreien Präparaten von bestimmten Rabatten, die zum Beispiel im Rahmen von Bevorratungsaktionen der Hersteller gegeben werden, und füllen ihre Lager.

Michael Rühl, Director Consumer HealthCare & Care Information bei Insight Health

Kathrin Pieloth, Team Lead Market Insights bei Insight Health
Kathrin Pieloth
Die Lagerreichweite liegt bei Rx-Präparaten deutlich niedriger. Hier spielen Rabattvertragsreglungen eine entscheidende Rolle, denn sie können unter Umständen das Verfallsrisiko für bestimmte Produkte erhöhen. Da im Rx-Markt auch kostenintensive Arzneimittel für die Versorgung benötigt werden, passen sich die Apotheken dem realen Bedarf an und bestellen häufiger in kleineren Mengen. Das ist besonders im rabattvertragsgeregelten Markt sinnvoll, denn dort können die Wechsel der Rabattpartner das Verfallrisiko für bestimmte Produkte erhöhen..

Kathrin Pieloth, Team Lead Market Insights bei Insight Health

Demnach lassen sich die verschiedenen Werte bei der Betrachtung von Kennzahlen in den Lagerbeständen der Apotheken unterschiedlich erklären und optimieren. Für pharmazeutische Hersteller bieten entsprechende Markteinblicke die Möglichkeit, ihr Produktangebot ideal zu justieren. Über den Gesamtverbrauch im Markt lassen sich beispielsweise Produktionsprozesse anpassen, die häufig mit einem Vorlauf von 6 bis 18 Monaten geplant werden müssen. Lagerwerte spielen dabei eine wichtige Rolle, insbesondere im Kontext von Consumption-Modellen und Demand Planning. Mit weiteren Insights etwa zu Apothekenprofilen können pharmazeutische Hersteller ihre Apothekenbetreuung verbessern und weitere Marktpotentiale ermitteln.

 

Fazit

Obwohl der finanzielle Lagerbestandswert für Rx- und OTC-Präparate in den Vor-Ort-Apotheken ähnlich ist, weichen die Lagerbestandsmengen davon deutlich ab. Der Vorrat an stark nachgefragten OTC-Präparaten liegt wesentlich höher. Somit profitieren die Apotheken und ihre Kunden von attraktiven Angeboten und hoher Verfügbarkeit. Die Lagerbestandsmengen für Rx-Arzneimittel sind dagegen geringer und auch ihre Lagerreichweite ist insgesamt kürzer. Diese Tatsache lässt sich durch unterschiedliche Patient Journeys erklären.

Die ärztliche Verordnung spezifischer Rx-Medikamente erfordert eine kurzfristigere Planung. Aufgrund höherer Kosten halten Apotheken eine geringe Menge auf Lager, die aber ausreichend ist, um auch die regelmäßige Nachfrage von Chronikern zu bedienen. Dagegen richtet sich die Nachfrage bei OTC-Präparaten in der Apotheke eher nach Angeboten, Preisen und saisonalen Variablen. Eine hohe Verfügbarkeit ist in beiden Segmenten entscheidend. Dafür stellen sich jedoch unterschiedliche Anforderungen bei der Lagerhaltung.  

Interessieren Sie sich für detailliertere Einblicke in den Apothekenmarkt? Dann können Sie sich von unseren Experten beraten lassen und direkt Kontakt aufnehmen! 

 

Hinweis: Lagerbestände im Großhandel sowie in Spezialapotheken, die in der Versorgung mit Arzneimitteln eine weitere Rollen spielen, sind in diesem Markteinblick zu Lagebeständen in Vor-Ort-Apotheken nicht berücksichtigt.

Mehr Einblicke in den Apothekenmarkt

Apotheken-Daten sind eine wichtige Quelle für schnelle Reaktionen auf die Ereignisse im pharmazeutischen Markt. Vom vollsortierten Großhandel bis zum repräsentativen Apothekenpanel erhalten Sie bei Insight Health verlässliche Anhaltspunkte auf nationaler und regionaler Ebene, um diesen dynamischen Markt hautnah zu verfolgen.

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